Firmen buhlen um Schulabgänger

Herderschule lädt nach der Pandemie Unternehmen wieder zu einer Berufsfindungsmesse ein

Um die Zukunft junger Menschen ging es am Donnerstag in der Herderschule bei der
Berufsfindungsmesse, der ersten seit einigen Jahren. Über 300 Schüler konnten sich hier informieren und ihren Wunscharbeitgeber finden. Von Thomas Höfs

 

Berufsfindungsmesse

 

Calbe ● Eine ganze Reihe von Unternehmen verlässt sich nicht mehr darauf, dass junge Leute allein auf sie aufmerksam werden und sich bewerben. Aktiv suchen die Unternehmen bereits seit einigen Jahren selbst den Kontakt zu den Schülern und den künftigen Schulabsolventen.
19 Unternehmen hatten sich zur Berufsfindungsmesse in der Herderschule angemeldet, sagt Kerstin Göhlich. Wegen der Corona-Pandemie ist es schon einige Jahre her, als die Unternehmen das letzte Mal so geballt in der Schule waren. Mehr als 300 Schüler von der siebenten bis zur zehnten Klasse waren an dem Nachmittag auch mit ihren Eltern eingeladen, auf Tuchfühlung mit den Unternehmen zu gehen.
Die Schüler haben dabei schon mindestens ein Praktikum in einem Betrieb absolviert und wissen in der Regel, was sie interessiert. Doch es gibt auch Angebote, die eine Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten bieten. So zum Beispiel am Stand der Bundeswehr. Seit die Truppe die Verwandlung von einer Wehrpflicht - in eine Berufsarmee vollzogen hat, muss die Bundeswehr als Arbeitgeber überzeugen.
Anfangen können Schulabgänger dort als Soldat. Sie können aber auch im zivilen Bereich zahlreiche Ausbildungen absolvieren, sagt Normen Höhne. Der Unteroffizier berät in Magdeburg die jungen Leute, die sich für die Bundeswehr interessieren. Das Interesse an der Truppe ist vorhanden. Immer wieder bleiben die
Schüler vor dem Stand im Flecktarn stehen.
Es gibt aber auch kleinere Arbeitgeber, die die Messe besuchen und hier Nachwuchs finden wollen. So ein kleiner Anbieter ist Nancy Heinze vom gleichnamigen Bestattungshaus in der Saalestadt. Immer wieder bleiben auch bei ihr junge Mädchen und Jungen stehen, um sich über den Ausbildungsberuf zu informieren. Eine Arbeit in dem Unternehmen kann sich Larissa Körting vorstellen. Sie habe erst ein Praktikum von zwei Wochen Dauer in einem Krematorium durchgeführt, schildert die Schülerin aus der neunten Klasse. Das sei alles ganz spannend gewesen. Abgeschreckt habe sie das Umfeld im Krematorium überhaupt nicht, sagt sie. Deshalb könne sie sich auch später vorstellen bei einem Bestatter zu arbeiten. Nancy Heinze ist von der Schülerin ganz angetan. Der Auftritt bei der Messe in der Sekundarschule soll dem kleinen Unternehmen helfen, auch in Zukunft noch Nachwuchs zu finden.
Ebenso ist es beim viel größeren Unternehmen Cargill aus Barby. Lisa und Lucy stehen hier bei Christin Gehrmann, die sich um die Ausbildung der jungen Leute in dem Unternehmen kümmert. Am Standort in Barby produziert das Unternehmen Grundstoffe für die Lebensmittelindustrie. Seit einiger Zeit werde auch Alkohol dort produziert. „Wisst ihr eigentlich, wohin der Alkohol dann geliefert wird“, fragt sie die Schüler. Als die beiden jungen Frauen etwas ratlos schauen, löst sie auf. Ein großer Likörhersteller in Niedersachsen bekommt aus Barby den Alkohol für seine Produktion. Acht Auszubildende wolle der Betriebsstandort in Barby einstellen, sagt Christin Gehrmann. Wenn es ein größeres Interesse und viele Nachfragen und Bewerbungen gibt, könnten es aber auch leicht einige Mitarbeiter mehr werden. Neben der reinen Ausbildungsvergütung unterstützt das Unternehmen die jungen Mitarbeiter bei zahlreichen Fragen, die beim Schritt in die Berufstätigkeit automatisch kommen, erzählt sie weiter.
Auch Schüler, wie Elias Schauert schauen sich die Angebote an. Dabei hat der Schüler, der in einigen Wochen die Schulausbildung abschließen wird, längst einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. In
Bernburg wird er nach dem Schulabschluss zu einem Facharbeiter ausgebildet, der große und schwere Baumaschinen bewegen kann. Eine richtige Bewerbung habe das Unternehmen nicht einmal verlangt, erzählt er. Die Bewerber sollten dafür drei Gründe aufzählen, warum sie ausgerechnet dort ihre berufliche Laufbahn beginnen wollen. Er habe durch seine Mitgliedschaft in einer freiwilligen Feuerwehr Kontakt zu Mitarbeitern des Unternehmens, erzählt er weiter. Die hätten sehr gut von der
Firma gesprochen. Deshalb habe er sich dafür entschieden und schon einen Vertrag unterschrieben.
„Wir haben einen Bewerbermarkt“, sagt Sabrina Nagel. Die Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit betreut an dem Nachmittag einen Stand, obwohl die Agentur ein Büro in der Schule hat und für die Schüler somit beinahe täglich verfügbar ist. Von den Schulabgängern werde vor allem bei der Bewerbung immer weniger verlangt, schildert sie. Ebenso müssten es nicht immer die besten Noten sein, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen, bedauert sie etwas. Früher habe das die jungen Leute noch mehr motiviert, sich für die Schule zu interessieren. Dennoch ist sie über das Interesse an der Messe bei den Unternehmen als auch bei den Schülern sehr froh an diesem Nachmittag.

 

aus der Schönebecker Volksstimme vom 18.03.2023

vs_logo_li.jpg




Datenschutzerklärung