Bei Jungen wächst das Leseinteresse

 

Herderschule in Calbe lässt Schüler mit der größten Kompetenz gegeneinander antreten
Der jährliche Lesewettbewerb in der Herderschule hält einiges Überraschendes parat.
Von Thomas Höfs

 

Calbe - Der Lesewettbewerb in der Herderschule in Calbe ist von Mädchen dominiert. Denkt man. In diesem Jahr sagt Kathrin Jirschik gebe es allerdings so viele Jungen, wie kaum in den Jahren zuvor.

 

In den fünften und sechsten Klassen führt die Sekundarschule den Lesewettbewerb durch. Die Schüler der fünften Klasse sollen sich dabei an den Ausscheid gewöhnen. Zur Sache geht es für die Schüler der sechsten Klassen. Jeweils zwei aus jeder Klasse nehmen dabei an dem Wettbewerb teil. Zwölf Schüler kommen so in den beiden Klassenstufen zusammen. In der Schulbibliothek findet der Wettbewerb statt. Die Schüler müssen dabei einzeln den beiden Deutschlehrerinnen Yvonne Tschenisch und Kathrin Jirschik aus ihrem Buch vorlesen. Sie wählen dabei ein Kapitel aus und erzählen etwas über das Werk. Anschließend erhalten sie einen unbekannten Text und müssen ihn vorlesen. Hier trenne sich in der Regel die Spreu vom Weizen, wissen die Lehrer. Eine große Herausforderung ist der unbekannte Text für die Schüler immer dann, wenn die Sprache sehr vielfältig, umfangreich und blumig ausfällt. Dank der Fortschritte in der Computertechnologie und dem breiten Einsatz von Smartphones und Tablet-Computern greifen immer weniger Schüler zum Buch. Folgen habe das aus der Sicht der Lehrer für den Sprachschatz. Lassen sich die Schüler im Kindes- und Jugendalter durch die digitalen Medien vor allem berieseln, bleibe das Sprachvermögen unterentwickelt. Deutlich zeige sich dies, schildern sie, wenn die Schüler selbst einen Vortrag halten sollen.

 

Eine Ursache sehen die Pädagogen hier an der immer reduzierteren Kommunikation untereinander und ebenso in den Familien. Eine andere Möglichkeit, sich einen großen Wort- und Sprachschatz anzueignen, besteht in der Nutzung der Literatur. Bücher waren früher für viele Menschen das Tor zur Welt. Über die Schriftsprache lässt sich viel erzählen. Noch vor mehr als 500 Jahren konnten nur die wenigsten Menschen lesen. Das änderte sich erst mit der Erfindung des Buchdrucks mit den beweglichen Buchstaben. Bücher, die vorher mühsam von Hand in den Klöstern abgeschrieben wurden und praktisch unbezahlbar waren, wurden zu einer Massenware. Informationen konnten über das gedruckte Wort verbreitet werden.


In der digitalen Revolution, in der sich die Wirtschaft befindet, gerät das Lesen zunehmend in Vergessenheit. Dabei sind Bücher nach wie vor modern und aktuell. Nur der Zugang hat sich inzwischen geändert. Deutlich wird dies, wenn die Schüler erklären, dass sie gern auf einem Tablet lesen. Das mache ihnen nichts aus und die Literatur könne so gut mit in die Ferien genommen werden.


Auf das Lesen wollen die Schüler, die an dem Wettbewerb teilnehmen nicht verzichten. Die Bücher, erzählen sie, seien für sie eine Möglichkeit, interessante Geschichten zu erleben und ihre Fantasie spielen zu lassen. Da könnten die anderen digitalen Angebote immer noch nicht mithalten. Vor allem kann sich in der Literatur jeder Leser die Handlung anders in seiner Fantasie vorstellen. Bei einem Film geht das nicht. Deutlich werde dies, haben die Schüler erkannt, wenn Literatur verfilmt wird. Meistens sei so eine Verfilmung eine Enttäuschung, wenn das Buch vorher schon gelesen wurde, sagte eine Schülerin unter dem Nicken der Lehrer.

 

Schönebecker Volksstimme vom 23.11.2019         




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