Mit Bauteilen Vorreiter sein

Im Lernprozess in punkto digitale Technik sollen Lehrer und Schüler zusammen lernen

Kleine Teile, große Pläne: Die Calbenser Sekundarschule möchte Dank einer 2500 Euro hohen Spende ein Lego-Master-System anschaffen, mit dem die Jugendlichen auf Robotik-Technik und Programmierung eingestimmt werden können.

Von Susann Salzmann

 

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Calbe ● Digitalisierung darf nicht bei der Nutzung von Whiteboard-Tafeln in den Klassenräumen oder bei Schülerarbeiten am Computer stehen bleiben. Punkt. Diese Meinung vertritt der Schulleiter der Herder-Sekundarschule Norbert Volkland vehement. Mit seiner neuesten Idee eines Lego-Mastermind-Systems möchte der studierte Physiklehrer mehr digitales Flair in seiner Bildungseinrichtung schaffen. Dafür habe er bisher keine Förderrichtlinie ausfindig machen können. Möglich wird das nun durch eine Spende von 2500 Euro vom größten Arbeitgeber der Saalestadt; der Doppstadt GmbH.

Was sich zunächst nach Kinderspielerei anhört, soll das Jugenddenken beeinflussen: „Wir wollen, dass die Schüler den Computer nicht mehr nur als Spiel-, sondern als Arbeitsgerät kennenlernen“, formuliert Volkland seine Erwartungshaltung.

Was abstrakt klingt, illustriert der Doppstadt-Geschäftsführer Konrad Kerres mit einem gedanklichen Bild: „Stellen Sie sich einen Tisch vor, auf dem eine Linie gezogen wird, auf der dann ein Fahrzeug entlang fährt“, verdeutlicht er, was mit dem Lego-System gemacht werden kann.

Die Vorteile liegen für Kerres und Volkland auf der Hand: Technisches Interesse wecken. Affinitäten herstellen zu Ausbildungsberufen, in denen später einmal Programmierkenntnisse genutzt werden könnten und sollen. Schüler können auf diese relativ spielerische Art und Weise bis an die Robotik herangeführt werden. Das allerdings kostet. „Allein mit dem Basiselement kommen wir auf 400 Euro“, hakt Volkland ein, der kein Geheimnis daraus macht, dass das Anliegen ohne die vierstellige Spendensumme gegenwärtig nicht umzusetzen wäre. Ein ganzer Klassensatz soll nicht angeschafft werden, aber Minicomputer samt Zubehör für fünf, sechs Teilnehmer.

Der Schulleiter möchte das Angebot zunächst für einzelne, interessierte Schüler anbieten, die sich zusätzlich für einen Ausbildungsberuf interessieren, in dem Programmierkenntnisse nicht fehl am Platz sind. Und vermutlich wird es auch Norbert Volkland höchstpersönlich sein, der die Gruppe in Form einer Arbeitsgemeinschaft (AG) anleiten wird. Obwohl er - auch daraus macht er keinen Hehl - ebenfalls wie die wohl teilnehmenden Schüler keine Erfahrung auf diesem Feld mitbringt. Fast keine, korrigiert er seine Aussage nachträglich lächelnd. Wenige Programmierkenntnisse seien vorhanden. Prinzipiell gelte, sich das Wissen in einem gemeinsamen Lernprozess anzueignen, auf der Lehrer und Schüler (wissenstechnisch) auf derselben Stufe stehen. „Ich lasse mich von meinen Schülern auch belehren“, betont er. Belehren etwa, wenn der Eleve durch den „Digitalisierungsstempel“, den er durch den derzeitigen Medienkonsum erhalten hat, seinem Mentor selbst etwas Neues beibringen kann. Volkland fange beinahe selbst von Null an. Der Umgang mit der Mastermind-Technik sei ihm gänzlich unbekannt. „Das trägt vielleicht auch zu einer besseren Chemie zwischen Schüler und Lehrer bei“, erhofft er sich gleichwohl Synergieeffekte durch das Angebot. Dieses soll zunächst vornehmlich für Lernende ab der achten Klasse gelten.

Beginn werde wohl das kommende Schuljahr sein. Ein Jahr darauf könnten bereits Schüler des ersten Jahres als Mentoren für weitere Jahrgänge stärker in die Verantwortung genommen werden, spricht Volkland fortführende Gedanken aus.

Mit dem Lego Mastermind- System sieht sich die Schule im Altkreis Schönebeck als Vorreiter. „Ich kenne so etwas noch in keiner Schule hier im Umkreis“, verweist der Rektor nicht ohne Stolz. Selbstredend, dass damit in der Bildungseinrichtung selbst ebenfalls neue Wege gegangen werden. Immerhin hat es bisher nicht einmal eine Arbeitsgemeinschaft für Technik gegeben.

Nicht ganz aus dem Auge zu verlieren ist dabei Doppstadt. Dort könnte die Arbeitsgemeinschaft „Lego Mastermind“ angemeldet sein und Schüler samt Mentor in der Werkstatt mit den Bauteilen experimentieren.

Immer dann, wenn für Problemstellungen Lösungen gesucht werden, spielt eine logische Herangehensweise eine bedeutende Rolle. „Wir haben zwar keine Lego-Baukästen, aber dem Grunde nach geht es bei uns auch um logisches Denken und Maschinensteuerung“, zieht Doppstadt-Chef Kerres die Verbindung zum Umwelttechnik produzierenden Unternehmen.

Denkbarer Vorteil für die potenziellen Doppstadt-Auszubildenden: Mit den erworbenen Programmierkenntnissen durch die Lego-AG kämen die Lehrlinge teilweise mit einem höheren Kenntnisstand in diesen oder andere branchenähnliche Betriebe.

Seit Jahren unterstützt Doppstadt die Sekundarschule. Nicht nur durch Geldzuwendungen, sondern ebenfalls durch Bewerberpraxistage im Unternehmen und einem von Personalchef Marco Mende durchgeführten Bewerbertraining. Mit dem Lego Masters-System wird die Kooperation nun noch ein wenig fester.

 

Schönebecker Volksstimme vom 15.06.2018




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